Es lag wohl kaum an ihrem Äußeren, weswegen sich Singles an uns wandten. Weder hässlichen noch ungepflegten begegnete ich im Büro. Besonders gut Aussehende überraschten mich hier allerdings. Wenn es sich dabei um eine Frau handelte, verstand ich in meinen jungen Jahren die Single Welt nicht mehr.
Eine 37-jährige braunhaarige, stilvoll bekleidete Schönheit kam gegen Mittag unangemeldet zu mir, ohne sich auf eine bestimmte Kontaktanzeige zu berufen. Im Gespräch mit ihr erfuhr ich, dass sie seit einem Jahr verwitwet war.
Obwohl ihr verstorbener Mann Zahnarzt war, hinterließ er ihr, wie sie im Gespräch mit mir erwähnte, sehr hohe Schulden. Die Summe nannte sie mir nicht, aber den Grund. Sie beklagte, dass ihr Mann erst drei Jahre vor seinem Tod eine eigene Praxis eröffnete und dafür einen enorm hohen Kredit aufnahm, den sie nun abzahlen musste.
Sie war nicht berufstätig, dennoch hielt ich 1200 DM bei der Witwe für angebracht und hatte Glück. Sie stellte mir über diese Summe einen Scheck aus.
»Sobald das Geld auf unserem Konto gutgeschrieben ist, senden wir ihnen Partnervorschläge zu«, versicherte ich ihr.
Ob zufällig oder vorausschauend: Die Attraktive hatte ein Foto von sich in der Handtasche und überließ es mir unverlangt.
In doppelter Hinsicht gab sie ein gutes Bild ab! Zu ihrem angenehmen Aussehen, das sich sicher gut zur weiteren Kundenwerbung im Fotoalbum eignete, kam, dass sie bei mir einen netten und sympathischen Eindruck hinterließ. Zudem stellte sie keine Ansprüche an ihren zukünftigen Partner. Abitur oder ein Studium setzte sie ebenfalls nicht voraus. Auch bei dem Beruf war sie nicht wählerisch. Er sollte lediglich berufstätig sein. Damit nahm sie meiner Meinung nach, einen möglichen gesellschaftlichen Abstieg in Kauf.
Nur eines schmälerte ihre Vermittlungsmöglichkeiten ein wenig: Der Mann sollte maximal drei Jahre älter als sie sein. Verständlich! Einer war ihr bereits weggestorben. Die Kundin sah nicht nur gut, sondern auch jünger aus, als sie es war.
„Die geht weg wie warme Semmeln“, dessen war ich mir sicher. Solch eine will Mann! Keine Kinder, hübsch und anspruchslos, wieso findet so eine keinen Partner? Vielleicht existieren ab einem Bestimmten alter Probleme, von denen ich noch nichts wusste. Das Gespräch mit ihr dauerte ungefähr 30 Minuten.
Danach nahm ich im Büro weiterhin Kundenanrufe entgegen. Gegen 16 Uhr erfolgte einer, den ich keinesfalls erwartete.
»Ich bin es, Frau Knuff. Ich war heute bei Ihnen«, hörte ich.
Ihren Namen musste sie nicht nennen. Ich erkannte ihre Stimme sofort.
»Ja, ich weiß«, so ich.
»Wenn Sie möchten, kann ich schon heute oder morgen bezahlen«, sagte sie zu mir.
Ha! Nichts lieber als das!
»Ihr Scheck ist noch bei mir. Sie können gerne vorbeikommen«, ließ ich freudig los.
Ihre Antwort lautete nicht ganz, wie von mir erhofft.
»Ich will erst nächste Woche zum Einkaufen nach Aachen. Sie wohnen doch in Mönchengladbach. Erkelenz liegt doch auf ihrer Strecke. Sie können gerne vorbeikommen.«
Meinen Wohnort erwähnte ich beiläufig im Verkaufsgespräch.
Ich musste kurz grübeln. Sie wohnte zwei Zugstationen vor Mönchengladbach. Was man hat, hat man! Wir redeten noch etwas und so kam es, dass ich gegen 19 Uhr am Erkelenzer Bahnhof ankam. In der Hand hielt ich einen großen braunen Briefumschlag. Der Inhalt: Die Vertragsunterlagen, die ich am nächsten Tag meinem Vater geben wollte und ein Partnervorschlag für Frau Knuff. Diesen hatte ich mir von der Zentrale telefonisch durchgeben lassen. Mary hatte ich für den Abend abgesagt.
Am Bahnhof stieg ich in ein Taxi und war keine 5 Minuten später an der im Vertrag angegebenen Adresse.
Nobel nobel, was ich dort sah. Damit hatte ich nicht gerechnet. Auf einem großen Grundstück stand weit zurückgesetzt eine weiße Villa. Ich war überrascht, wo ich gelandet war, aber nicht beeindruckt.
Ich verlangte von Frau Knuff nur 1200 DM. Der Gärtner war im Monat wohl ähnlich teuer.
Ich stand noch auf dem Bürgersteig, als die Gebäudefront sowie der Eingangsbereich unerwartet hell beleuchtet wurde.
Die Haustüre öffnete sich und ich sah Frau Knuff. Ich wurde bereits erwartet und ging zu ihr.
Wenig später saß ich mit Frau Knuff in einem sehr geräumigen sowie luxuriösen Wohnzimmer auf einem weißen Ecksofa.
Und nach ungefähr einer viertel Stunde hielt ich dort ihre pralle Hupen in meinen Händen und fragte mich: „Soll ich noch fester zugreifen?“
Doch der Reihe nach!
(REST im BUCH)