SEITE 157–159
Sechs Wochen ohne herausragende berufliche Ergebnisse folgten, wobei wir nach zeitlicher Absprache abwechselnd den Telefondienst absolvierten. Zum Glück wurde ich immer erst ab Mittag gebraucht. Von den Gesprächen, die ich führte, fiel eines deutlich aus der Reihe.
Als ich an das Telefon ging, sagte eine weibliche Stimme zu mir: »Ich arbeite für eine Partnervermittlung und will da weg. Suchen Sie noch Frauen?«
Eine Arbeitssuchende, anstatt eine Partnersuchende, war etwas ganz Neues für mich. Die Gelegenheit wollte ich nutzen, meine Gesprächspartnerin ein wenig über das Geschäftsgebaren der Konkurrenz aushorchen. Dieses war auch der Grund, wieso ich ihr nicht einfach die Telefonnummer meines Vaters gab, der die Personalentscheidungen traf.
»Wo arbeiten Sie denn?«, fragte ich.
»Für die Partnervermittlung Rose«, behauptete sie.
»Von der habe ich noch nie was gehört«, entgegnete ich nach wenigen Sekunden Bedenkzeit.
Dieser Firmenname sagte mir nichts und so wollte ich von ihr wissen: »In welcher Stadt ist die?«
»Ich arbeite in meiner Wohnung in Herzogenrath«, lautete ihre Antwort.
Der Ort, besser gesagt das Örtchen, war eine der für mich überflüssigen Haltestationen auf meiner Bahnstrecke. Der Bahnhof roch nach Provence. Wieso sollte sich da keine Partnervermittlung niederlassen? Auch Bauern suchen Frauen!
Mein Kontakt mit der Konkurrenz machte mich wissbegierig und ich stellte eine weitere Frage: »Wie lange machen Sie das schon?«
»Ich bin 19 Jahre alt und arbeite seit zwei Jahren in unserem Gewerbe«, sagte sie.
Ich musste erkennen, dass ich nicht als Einziger recht jung in dieser Branche einstieg.
»Und Sie arbeiten zu Hause?«, fragte ich nun, da ich dieses etwas eigenartig fand.
»Ja klar. Die Männer kommen zu mir«, sagte sie jetzt mit gedämpfter Stimme.
Mir schwante Böses. Zu explizit erwähnte sie Männer. Schlagartig wurde ich aufgeregt und meine Handflächen leicht feucht. Sie sprach gar nicht von Partnersuchende – doch sicher war ich mir mit meiner Vermutung nicht.
Während ich noch überlegte und abwog, sagte sie: »Sie können gerne vorbeikommen und sich das Spielzimmer und meine Ausstattung ansehen. Vielleicht wollen Sie sich auch selber von meinen Qualitäten überzeugen. Ich biete fast alles.«
Das war deutlich genug. Das Spielzimmer war für Erwachsene Männer und befand sich nicht in einem Kindergarten, vielmehr in einem Amüsierbetrieb.
Ich wurde verlegen und reagierte darum ausweichend. »Ich notiere mir gerne Ihre Rufnummer und melde mich bei Bedarf«, sagte ich. Ein nettes Wortspiel von mir. Zudem hielt ich mir damit bewusst alle möglichen Wendungen des Gesprächs offen.
Sie gab mir tatsächlich ihre Nummer und auch ihren Vornamen. Sie hieß nicht Rosi und auch nicht Layla. Rosis Nummer kannte in den 80er Jahren sowieso jeder.
Nach dem Telefonat habe ich ein bisschen überlegt: Soll ich die Situation ausnutzen?
Eine Gewerbliche hatte ich noch nie und die wenigsten Männer ein kostenfreies Testangebot. Die Frau und auch die Räumlichkeiten hätte ich mir ebenfalls gerne angesehen. Gewiss gab es Dinge, die meine Fantasie sprengten. Neugierig war ich. Aber ich entschied mich dagegen. Immerhin hatte ich mit meiner Dana derzeit ein tolles und sehr hübsches Weib.
(MEHR IM BUCH)