Textauszug Der Partnervermittler

In der Schule reichte mir eine unbe­kannte Schwarz­haa­rige einen Zettel. Der Klas­si­ker: „Willst du mit mir gehen?“ Wer lesen kann und rich­tig ankreuzt, ist klar im Vor­teil – wer den Part­ner live sieht noch mehr. Sie war für den Anfang akzep­ta­bler Durch­schnitt und besser als nichts. Anse­hen und in natura begut­ach­ten, dann aus­wäh­len und schon hatte man ein Weib. So ein­fach ging das damals und bereits in der Stein­zeit. Effek­tiv! Digi­tal kann da nicht mit­hal­ten. (Seite 17)
„Bar­geld lacht“, sagt der Volks­mund, was nur bedingt stimmt. Es geht besser! Da die alt­her­ge­brach­ten Part­ner­ver­mitt­lun­gen ihre Kunden zumeist im trau­ten Heim auf­su­chen, erge­ben sich ab und an immense Zusatz­ein­nah­men. Ins­be­son­dere ältere Men­schen wissen oft gar nicht, was für Schätze sie besit­zen. Diese Sah­ne­stück­chen lässt keiner liegen, erst recht nicht, wenn diese ein mehr­fa­ches wert sind als die ursprüng­lich ver­langte Ver­mitt­lungs­ge­bühr. (Seite 88)
Auf unse­rer Heim­fahrt hielt sie jäh auf einem Feld­weg an und über­fiel mich förm­lich. Ebenso wie all unsere Dates endete auch dieses mit lüs­ter­nen und äußerst aus­lau­gen­den Sport­übun­gen. Die zuschau­ende, fas­sungs­lose Kuh, die sich wohl fragte: „Wieso reitet die Frau im Auto in einem roten Des­sous Rodeo?“ ist mein Zeuge. Wun­dern Sie sich, dass ich auch Schlüpf­rig­kei­ten so offen zu Papier bringe? „Ich bin der Typ, der genießt und dar­über redet!“ (Seite 254)
Es gibt Men­schen, die es mögen, wenn der Part­ner keine Wider­worte gibt. Auf Nummer sicher­ge­hen wollte wohl ein 45-Jäh­ri­ger, indem er eine stumme Frau von den Phil­ip­pi­nen suchte. Er hatte offen­bar den glei­chen Bericht wie ich in einer Zei­tung gele­sen, der mich erschüt­terte und Abscheu­li­ches auf­deckte. Man­chen klei­nen Mäd­chen wird dort die Zunge ver­stüm­melt, weil schwei­gende Frauen besser „an den Mann zu brin­gen sind“. Auch ich war sprach­los. (Seite 307)